Beginne an einem beliebigen Zeitpunkt deines Lebens. Durchwandere dein Leben wie du lustig bist. Rede nur über das, was dich im Augenblick interessiert. Lass das Thema fallen, sobald dein Interesse zu erlahmen droht, und bring das Gespräch auf die neuere und interessantere Sache, die sich dir inzwischen aufgedrängt hat.
Mark Twain
Vorbemerkung
Wer den Naumberger Dom besichtigt, weil er wegen Uta von Naumburg gekommen ist, oder sich von ihr auf besondere, bestimmte Weise angesprochen fühlt, wie ich, muss sich zuerst über einen Sachverhalt bewusstwerden: Er begegnet nicht nur einer Uta, denn es gibt ihrer zwei. Das Bildnis im Naumburger Dom ist eines der bekanntesten Frauenbildnisse des Mittelalters. Über das Leben dieser Frau ist wenig bekannt, weshalb Legenden, Mythen und kunsthistorische Deutungen umso reicher sprudeln. Bei der Fahndung nach dieser Uta, deren Bildnis sich im Westchor des Naumburger Doms befindet, begegne ich zwei verschiedenen Frauen: einer historischen Persönlichkeit sowie einer kunsthistorischen Ikone. Oder wenn man so will: einem Popstar.
Uta von Ballenstedt - eine historische Persönlichkeit
Markgräfin Uta von Ballenstedt ist zuallererst eine historische Persönlichkeit aus dem 11. Jahrhundert. Sie entstammte dem Adelsgeschlecht der Askanier und wurde irgendwann in den Jahren zwischen 1000 und 1020 (oder 1046 - 1050) geboren.
Die Burg Ballenstedt, mittelhochdeutsch Ballinstede, Ort des Ballo, thront auf einer Anhöhe der Stadt Ballenstedt im Harz in Sachsen-Anhalt, südöstlich von Quedlinburg, etwa 100 Kilometer südwestlich von Berlin. Im Mittelalter war Burg Ballenstedt ein Stammsitz der Askanier, eines der bedeutenden ostdeutschen Adelsgeschlechter. Die ursprüngliche Burg gab es zur Zeit Utas noch nicht, denn sie wurde erst im frühen 12. Jahrhundert von Graf Otto von Ballenstedt gegründet. Heute steht an ihrer Stelle das barocke Schloss Ballenstedt, das auf den mittelalterlichen Fundamenten errichtet wurde, ein kulturelles Highlight im Harz und Teil der Straße der Romanik. Vom ursprünglichen Burgbau sind nur wenige Reste erhalten, darunter Teile des romanischen Westwerks.1
Die historische Identität von Utas Eltern ist, wie das Datum ihrer Geburt, nicht alternativlos. Ihr Vater war vermutlich Adalbert von Ballenstedt, Graf im Nordharz († um 1080), ein früher Repräsentant der Esikonen, Vorfahren der späteren Askanier. Dietrich (Theoderich) von Walbeck († 985), auch aus dem Adelsgeschlecht der Esikonen, steht ebenfalls als ihr Vater zur Diskussion. Insofern ist zumindest ihre adelige Dynastie sicher. Die Grafen von Walbeck waren im 10. Jahrhundert ein einflussreiches Adelsgeschlecht im Nordostsachsen, mit Sitz im heutigen Harz in Sachsen-Anhalt. Die Familie hatte enge Verbindungen zum Königshaus der Ottonen und stellte mehrfach Markgrafen und Bischöfe. Unabhängig wer ihr Vater wirklich war: Uta stammte aus einer Linie, die später mit Albrecht dem Bären die Mark Brandenburg begründete, und besaß somit Zugang zu den höchsten Adelskreisen und kaiserliche Nähe.
Über Utas Mutter gibt es nur spekulative Hinweise. Manche Historiker vermuten eine Verbindung zu der historisch kaum fassbaren Hidda von Nordheim im Umfeld der Ekbertiner, aber auch die Billunger oder Immedinger werden vermutet, alle drei bedeutende sächsische Adelsgeschlechter des 9. Jahrhunderts. Diese drei Adelsfamilien des frühmittelalterlichen Sachsens mit Verbindungen in den Thüringer Raum gehörten zwar nicht zu den frühen Askaniern, stehen aber genealogisch und politisch in einem verwandtschaftlichen und kulturellen Umfeld, das zur Entstehung und zum Aufstieg des askanischen Hauses beigetragen hat.
Aber letzten Endes fehlen klare Belege und die Quellenlage ist dünn und unsicher. Die Identität von Utas Mutter ist im Dunkel der Geschichte verloren gegangen, ein Schicksal, das sie mit vielen weiblichen Mitgliedern des frühen mittelalterlichen Hochadels teilt, deren Namen seltener in Urkunden auftauchen als die ihrer männlichen Verwandten.
Die historische Uta war mit dem Markgraf Ekkehard II. von Meißen verheiratet, Mitglied der Ekkehardiner, einer einflussreichen sächsischen Adelsfamilie. Die Ekkehardiner waren ein deutsches Adelsgeschlecht aus dem Thüringer Raum, mit Ursprung in der Region um Nordhausen und Gotha, die von 985 bis zum Erlöschen des Geschlechts im Jahr 1046 die Grafen der Meißener Mark stellten. Ihr Stammsitz oder zumindest die wichtigste Burg der Familie im Saale-Unstrut-Raum, die urbs Geniun (Thietmar), lag auf dem westlichen Ufer der Unstrut auf den Kapellenberg in Kleinjena, heute ein Ortsteil von Naumburg. Mit der Verlegung des Stammsitzes der Ekkehardiner in das neu gegründete Naumburg um 1010 verlor sie an Bedeutung.
Die Marken des Fränkischen Reichs beziehungsweise des Heiligen Römischen Reiches Deutscher Nation wurden ursprünglich von Karl dem Großen zur Verteidigung der Grenzen eingerichtet. Spätere Könige und Kaiser, insbesondere Otto I., der Große, behielten dieses System bei, der die Sächsische Ostmark einrichtete, die sich später in die Mark Merseburg, die Mark Zeitz, die Mark Meißen, die Mark Lausitz, die Mark Landsberg und das Osterland gliederte. Die Mark Meißen, aus der die Sächsische Ostmark entstand, wurde schließlich die Keimzelle des Königreichs Sachsen und des Freistaats Sachsen. Die Markgrafschaft Meißen war eine Grenzmark gegen die slawischen Stämme im Osten, insbesondere die Wenden, und eine wichtige militärische Zone. Ekkehard II. führte mehrere Kriege gegen die Slawen und spielte eine wesentliche Rolle in der christlichen Missionierung der slawischen Gebiete. Der Herrschaftsbereich der Markgrafen von Meißen dehnte sich im Laufe des 11. Jahrhunderts bis an die Neiße aus, später auch in südlicher Richtung bis in das Erzgebirge.
Ekkehard II. starb 1046, und sein Tod markierte das Ende einer wichtigen Phase für das sächsische Adelsgeschlecht der Ekkehardiner, das mit endete. Seine Ehe mit Uta blieb kinderlos, sodass die Mark Meißen nach seinem Tod an Wilhelm IV. († 1062) aus dem Hause der Grafen von Weimar-Orlamünde gegeben wurde. Warum immer wieder behauptet wird, dass sein Sohn Ekkehard III. als sein Erbe die Markgrafschaft übernahm, ist merkwürdig, denn Ekkehard III. ist kein belegter Sohn von Ekkehard II. von Meißen, und es gibt keine direkte askanische Nachfolge in der Markgrafschaft Meißen nach 1046. Alle Hinweise auf einen Ekkehard III. sind genealogisch ungesichert oder überholt. Mit diesem Überblick endet die recherchierbare Vita der Uta von Ballenstedt und ihres familiären Umfelds. Als kunsthistorische Figur teilt sie sich ihren Platz auf einer Stele im Westchor des Naumburger Doms mit Ekkehard, wo die beiden mit anderen historischen Persönlichkeiten als Stifterpaar dargestellt sind.
Uta von Naumburg – eine mittelalterliche Skulptur
Die berühmte Uta von Naumburg im Westchor des Doms ist keine reale historische Persönlichkeit wie ihr Zwilling Uta von Ballenstedt. Sie ist eine mittelalterliche Skulptur, die um 1250, zwei Jahrhunderte nach ihrem Tod, von einem anonymen Künstler geschaffen wurde, der als Naumburger Meister bekannt ist. Seine Statue zeigt Uta in einem Umhang mit hochgezogener Kapuze, den Blick leicht abgewandt, in einer Haltung aristokratischer Würde und innerer Schönheit.
Um ihre Person ranken sich Legenden. Die bekannteste erzählt, dass Uta, eine Frau von besonderer Weisheit und innerer Stärke war. Als ihr Mann im Kampf starb, zog sie sich aus der Welt zurück, um sich der Armenpflege und dem Gebet zu widmen. Sie soll als stille Stifterin des Doms gewirkt haben, mit dem Wunsch, einen Ort zu schaffen, der Schönheit, Glaube und Frieden verbindet. In einer späteren Legende wird sie gar mit einer Gralshüterin verglichen als eine Frau angesehen, die das Heilige beschützt.
Die Statue der Uta von Naumburg gehört zu den ausdrucksstärksten Figuren der mittelalterlichen Skulptur. Sie ist kein einfaches Bildnis, sondern ein Kunstwerk voller psychologischer Tiefe und symbolischer Bedeutung. In ihrer Körperhaltung drücken sich Distanz und Würde aus. Uta steht leicht zurückgenommen auf einer Stele, ihr Körper ist nicht zur Mitte hin geöffnet, sondern scheint sich dem Geschehen zu entziehen. Der Umhang ist eng um sie geschlungen, die Hände halten ihn fest wie einen Schutzschild. Ihre Haltung wirkt abgrenzend, aber nicht kühl. vielmehr vermittelt sie eine innere Stärke und Selbstbeherrschung, eine Formensprache von aristokratischer Selbstachtung, weiblicher Souveränität im Glauben, Ausdruck einer Haltung der contemptus mundi, der Weltverachtung im mittelalterlichen Sinne. Ihre Haltung entzieht sich dem Betrachter, repräsentiert eine bewusste Abwendung von der profanen zur sakralen Welt. Ihr Umhang mit dem hochgezogenen Kragen, hinter dem sie zu versinken droht, suggeriert Schutz und Würde, provoziert auch dazu, dahinter nach einem Geheimnis zu suchen, das letztlich nicht auffindbar ist. Der schwere Faltenwurf des Mantels, den sie mit ihrer Rechten unter dem Kinn zusammenhält, inszeniert ein Mandat der Macht. Ihre linke Hand verschwindet im Stoff, der ihre Körpermitte verbirgt, was Zurückhaltung und Intimität, jedoch auch Verborgenes signalisiert.
Utas Gesicht wird oft als das schönste des Mittelalters bezeichnet, nicht idealisiert, sondern individuell und würdevoll, mit feinem Mund, einer hohen Stirn, mit dem ruhigen Ausdruck vergeistigter Schönheit, dem mittelalterliche Topos der pulchritudo interior. Innere Schönheit jenseits der Mode, so nennt es ein moderner Betrachter. Ihr Blick ist halb abgewandt, leicht nach unten und zur Seite gerichtet. Ihre Miene ist nicht unbedingt freundlich, aber auch nicht wirklich streng. Sie wirkt nachdenklich, versonnen, eher kritisch, als ob etwas sie sieht, das ihr nicht zusagt. Vielleicht auch melancholisch, ein Gesichtsausdruck zwischen Einsamkeit und Entschlossenheit. Ein Sehendes-nicht-sehen, charakteristisch für Figuren, die mit dem Heiligen in Verbindung stehen, ein bewahrendes Schweigen, Merkmal von Erkenntnis und Einblick in das menschliche Dasein, eine kritische Distanz zur Welt. Alle diese Merkmale zusammengenommen, drückt die Skulptur der Uta von Naumburg eine zeitlose Menschlichkeit aus.
Uta von Naumburg - eine kunsthistorische Ikone
Es war wohl Jacob Burckhardt, ein bedeutender Schweizer Kulturhistoriker, der die Uta von Naumburg als eine Idealfigur, als die schönste Frau des Mittelalters bezeichnet hat, als Ausdruck zeitloser, würdevoller Schönheit in künstlerischer Vollendung. Diese Zuschreibung wurde später immer wieder aufgegriffen und romantisch überhöht. Umberto Eco äußerte sich in seinem Werk Geschichte der Schönheit über die Uta-Skulptur ähnlich begeistert: Wenn Sie mich fragen, mit welcher Frau der Kunstgeschichte ich essen gehen und einen Abend verbringen würde, wäre da zuerst Uta aus dem Naumburger Dom.2 Ihren Nachruhm als Popstar verdankt Uta einer Schwarz-Weiß-Fotografie des Fotografen Walter Hege, der damit ihren Kult Anfang der 1920er Jahre begründete. Er schuf ein eindrucksvolles Porträt der Uta-Skulptur des Doms, sie allein, ohne ihren Ehemann, als Nahaufnahme, mit dramatischer Lichtführung und starkem Kontrast: Licht und Schatten, Tiefe und Emotion. Eine Fotografie, die maßgeblich zur Popularisierung ihrer Figur beitrug. Heges Fotografie präsentiert Uta mit ausdrucksstarkem, stolzem Blick, mit hochgeschlagenem Kragen und in majestätischer Haltung.3 Eines seiner Bilder gelangte 1935 anscheinend in die Hände von Walt Disney. Es wird vermutet, obwohl Disney das nie bestätigt hat, dass ihm dieses Bild als visuelle Vorlage für die Gestaltung der bösen Königin, Schneewittchens böser Stiefmutter, in seinem Zeichentrickfilm Snow White and the Seven Dwarfs diente.
Und tatsächlich gibt es überzeugende, visuelle Parallelen. Die Ähnlichkeiten zwischen der Skulptur der Uta und der Darstellung der bösen Königin im Film sind auffällig: der markante, hochgeschlagene Mantelkragen, den beide Figuren tragen, der Würde und Distanz vermittelt, die majestätische, stolze und erhabene Körperhaltung sowie der ausdrucksstarke, durchdringende Blick, der beiden Figuren ihre mysteriöse und zugleich dominante Präsenz verleiht.
Die Ästhetisierung ihres berühmten Zwillings, die Stifterfigur »Uta von Naumburg«, überlagert die reale Biografie der Uta von Ballenstedt, und stilisiert sie zur Pop-Ikone. Und es ist auch mehr die Ikone als die Frau, an die man heutzutage denkt, wenn sich die Rede der Uta des Naumburger Doms zuwendet. Utas Biografie zerfällt in eine reale Vita und in eine Legende, wie Jahrhunderte später die von Marilyn Monroe oder James Byron Dean, zwei Ikonen des 20. Jahrhunderts. Norman Mailer hat von factoids gesprochen, um die Legendenbildung um amerikanische Schauspieler*innen zu charakterisieren, die aus einem wahren Kern, Beschönigungen und Fantasiegebilden konstruiert werden, darunter unzulässige Informationen über Ereignisse oder Personen, die immer und immer wieder wiederholt werden, bis sie als Fakt, als Tatsache, allgemein akzeptiert werden. Zeitgemäß im Rahmen sozialer Netzwerke formuliert: Fake News. Uta von Naumburg ist eine deutsche Ikone, von der der Kunsthistoriker Wolfgang Ullrich geschrieben hat: Uta war vielseitig verwendbar, einsatzbereit für fast alle Aufgaben, die man übertrug, und leider gegen keine Ideologie resistent...4 Und die Faszination ist ungebrochen. Wie das Online-Magazin WELT PRINT mitteilt, begaben sich 2008 zweihundertfünfzig Utas auf die Spur dieser rätselhaften Stifterfigur.
Die Uta von Naumburg gilt heutzutage als eine Ikone mittelalterlicher Weiblichkeit, als eine Mischung aus Würde, Zurückhaltung und spiritueller Tiefe. Doch in ihrem Blick und ihrer Körpersprache scheint etwas verlockend Geheimnisvolles zu liegen, das über den religiösen Kontext hinauszureichen scheint, in den Theologie und Kunstgeschichte sie vereinnahmen, etwas, dass niemand einer Figur der sakralen Sphäre zuzuweisen wagt. Über alle Heiligkeit und Dignität, ist Uta eine Frau, die sich ihrer Weiblichkeit und numinos sexuellen Ausstrahlung bewusst ist, die der religiös orientierte Betrachter sublimieren muss. Warum sonst will Umberto Eco mit ihr ausgehen, und warum sonst ist Walt Disney von ihrer unergründlichen Aura fasziniert?
Utas Umhang suggeriert nicht allein Schutz und Würde, er provoziert auch dazu, hinter ihm nach einem Geheimnis zu suchen, das letztlich vielleicht nicht auffindbar ist. Und ihre Miene wirkt nicht nur nachdenklich und versonnen, sondern drückt nur deshalb eine tiefe Melancholie aus, weil sie von einem Leben träumt, das ihr nicht bestimmt ist, weil sie ahnt, dass es hinter all den adeligen Titeln, den Aufgaben und den Pflichten noch mehr gibt, was das Leben ihr verwehrt.
Allein im Westchor des Doms
Im Westchor des Doms ist es still geworden, die Gruppe der Besucher ist hinter ihrem Führer zur nächsten Sehenswürdigkeit weitergezogen. Es fällt mir nicht schwer, mich in Utas Zeit zu versetzen, und mir ihr Leben vorzustellen. Ich stelle mir eine Adelige wie Uta von Ballenstedt vor, wie sie im Hochmittelalter gelebt hat, was sie gedacht und gefühlt, was innerlich bewegt und in religiöser Eingebundenheit sublimiert hat. Ich bin ergriffen von ihrer Aura, und bilde mir ein, ich höre ihren Bewusstseinstrom durch das Innere des Steins vibrieren, in den sie der anonyme Meister gebannt hat: Die Kerzen flackern wie meine Gedanken, unruhig, tanzend, als wissen sie mehr als ich. Wachs rinnt, heiß, zäh, als tropft mir die Zeit aus den Händen. Mein Name Uta klingt in der Stille plötzlich fremd. Bald wird er nicht mehr nur zu mir gehören. Uta von Ballenstedt, Uta von . . . Meißen? Von Merseburg? Uta, Gattin. Uta, Markgräfin. Uta, Mutter, vielleicht.
Er ist mir fremd, so wie er neben mir schon so lange ausharrt. Und doch nicht. Ich kenne seinen Blick, scharf wie ein Schwert, seine Hände, stark, nicht grausam. Ich höre ihn lachen, leise, zwischen seinem ernsten Blick. Kein kaltes Lachen. Ein Mensch steckt in ihm. Oder doch nur ein Bild?
Sie sagten mir einst, es ist eine Ehre. Eine Verbindung. Ein Band zwischen Häusern, zwischen Landstrichen, zwischen den Linien in einer Chronik. Bin ich denn nicht mehr als Tinte auf Pergament, gerade noch feucht. Und morgen schon getrocknet.
Was bleibt von mir, auf eine Stele gestellt, im kalten Chor des Doms? Gehören mir nur noch meine Gedanken, meine Träume, meine Stille? Wird er sie mir lassen? Oder muss ich sie verstecken, heimlich, unter den Falten meiner Gewänder?
In meinem Herzen widersprechen sich zwei Stimmen. Die eine sagt: Füge dich, sei klug. Die andere sagt: Finde deinen Platz, auch in einem fremden Haus, in fremden Hallen mit fremden Menschen und erfülle deine Pflicht. Ich will nicht nur mitgehen, mich anpassen. Ich will lernen, gestalten und wirken. Ich werde die Markgräfin sein. Ich werde mich erinnern. Ich werde sehen. Ich werde sprechen, auch wenn niemand mich hört. Vielleicht reicht das alles nicht aus, um nicht zu vergessen, wer ich bin.
Anmerkungen und Quellen
1 Vgl.a. die Website der Stadt Ballenstedt.
2 Umberto Eco, Geschichte der Schönheit, (Storia della Bellezza), München 2004.
3 Für die Walter Heges Fotografie siehe die Ansichtskarte des Online-Händlers Oldthing.
4 Uta Keseling, Uta war vielseitig verwendbar, Welt Print, 17.03.2008.
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