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05 Dezember 2018

Eine Pilgeroase in Crotzwitz


Jede Begegnung,
die unsere Seele berührt,
hinterlässt eine Spur,
die nie ganz verweht

Lore-Lillian Boden

Ich nehme Abschied von Astrid und Allan, meinen Mitpilgern, mit denen ich mir das Petri-Zimmer in Bautzen geteilt habe. Die beiden stehen gerade auf, als ich aufbreche. Unten auf dem Hof kommt ein Offizieller mit dem Fahrrad zur Arbeit. Er spricht mich auf die beiden an, und regt sich darüber auf, dass sie zwei Tage in der Herberge übernachtet haben. "Das geht nicht," ereifert er sich, "ich er bekomme Schwierigkeiten mit den gewerblichen Anbietern. Eine Pilgerherberge ist kostenlos und jeder weiß, dass sie nur für eine Nacht genutzt werden kann." Ich murmele etwas von Bautzen sei doch viel zu schön für einen Tag, und ziehe meines Wegs. Ich habe selbst mit dem Gedanken gespielt, einen Tag länger zu bleiben.

Ich finde den Pilgerweg wieder nicht gleich wieder und muss mehrmals fragen, bevor ich den richtigen Weg aus Bautzen finde. Ich werde in verschiedene Richtungen geschickt, laufe den Berg zur Altstadt gleich mehrfach hinauf und hinunter. Zwischen Spree und äußerer Stadtmauer verlasse ich die Stadt. Am Stadtrand treffe ich unerwartet meine Pilgerfreunde wieder, die an einer Kreuzung stehen, und ihre Karte befragen. Ein kurzes Hallo, und jeder zieht seiner Wege. Ich gehe die langsam ansteigende Straße nach Salzenfurt voraus, die aus Bautzen herausführt. Schon bald habe ich Astrid und Allan, die hinter mir zurückbleiben, aus den Augen verloren.

30 November 2018

Alte Wege, neue Spuren


Schichten statt Geschichten!
Hubert Fichte

Eins

Pilgern, wie jede Reise, ist eine Bewegung im Raum, die nachfassende Erinnerung eine Bewegung in der Zeit. Die schreibende Wiederholung der Erfahrung meiner Fußreise auf der Via Regia bildet nicht allein den Ort ab, auf den sich meine Erinnerung bezieht. Frühere Erlebnisse, Bilder, Wege oder Vorbilder mischen sich ein und verändern die Erfahrung zu einem fiktional wirkenden Erlebnis. So ist es gewesen, so hätte es sein können, bilden eine unauflösbare Melange. Bewusst gewordenes, wieder bewusst werdendes. Was war einst Faktum, was ist jetzt Fiktion? Sigmund Freud spricht von einem inneren Ausland, während ich von erinnerten Ausland spreche. Kann ich es durch die gleiche Analyse erkunden, mit der Freud dem Verdrängten auf der Spur war.?