Nachmittags fahre ich hinauf in die Berge nach Arriondas. In Llanes scheint die Sonne, aber an den Bergen steigen schwarze Wolken auf. Schon die Busfahrt ist spektakulär. Die Landstraße von Ribadasella führt durch das Tal des Río Sella. Zu beiden Seiten des Flusses ragen Berge auf, die Gipfel graues Felsgestein oberhalb der Baumgrenze. Allem Anschein zum Trotz scheint in Arriondas die Sonne, als ich aus dem Bus steige.
Geografisch ist Asturien eine Landschaft im Nordwesten Spaniens, zwischen dem Kantabrischen Meer und der Kantabrischen Kordillere, das im Westen an Galicien grenzt, heute eine politische Verwaltungseinheit, das Fürstentum Asturien (Principado de Asturias), beziehungsweise die Autonome Gemeinschaft Asturien (Comunidades Autónomas). Den Titel Fürst von Asturien (Principe de Asturias) trögt heute der spanische Thronfolger, auch wenn sich daraus keine politischen Aufgaben ergeben. Im 8. vorchristlichen Jahrhundert wurde Nordwestspanien und Nordportugal (Asturien und Galicien) von keltischen Ethnien besiedelt, die in der Archäologie als Träger der eisenzeitlichen Castro-Kultur bekannt sind, deren namengebendes Merkmal befestigte Siedlungen (castros) auf Hügeln waren wie Chao Sanmartín bei Grandas de Salime unweit der asturisch-galicischen Grenze.
Obwohl die Wettervorhersage Regen ankündigt, ist ein schöner Tag mit blauem Himmel, über den ein paar wattebäuschige Kumuluswolken segeln. Beim Frühstück im Café nebenan meinte eine Frau, mit der ich über meine Wanderung nach Cangas de Onís sprach: Jetzt ist die Zeit, in der wir an einem Tag das Wetter jeder Jahreszeit haben. Ich hatte morgens einen kühlen Frühlingstag und am Nachmittag einen warmen und sonnigen Frühsommertag. Geregnet hatte es bereits in der vergangenen Nacht, sodass ich sicher vor neuen Niederschlägen war.
22 Mai 2025
Hypnagon am Río Sella
17 Juni 2024
Vega de Orandi
Wandern im Schatten der Picos de Europa
Ich will nach draußen gehen;
alter Kummer soll heute vergessen sein,
denn die Luft ist kühl und ruhig, und die Hügel
sind hoch und erstrecken sich bis zum Himmel.
Sylvain Tesson
Es hat die ganze Nacht geregnet, und morgens noch eine Weile. Alles ist nass, und der Himmel perfekt Stratus, eine bleigraue Decke. Es fällt mir schwer, mir vorzustellen, dass sich dahinter ein ganzes Universum befindet, eine Welt, in der jetzt die Sonne an einem tiefblauen Firmament scheint. Warum schafft sie es nicht, wenigstens ein paar Löscher in dieses bleierne Grau zu brennen?
Während ich noch beim Frühstück bin, kann ich mir nicht mehr vorstellen, an die Seen von Covadonga zu wandern. Es ist spät geworden, bevor der Regen aufhört, und dass es bald wieder regnen wird, ist zu erwarten. Wenn ich trotzdem an die Covadonga-Seen aufbreche, bekomme ich keinen Bus mehr zurück nach Arriondas. Für Wanderungen in den Picos de Europa benötigt man ein Auto. Eigentlich weiß ich das, denn es ist nirgendwo anders. Verkehrswende und Naturerlebnis für stadtmüde Großstädter hin oder her.